5 Mythen über den Naturschutz
Damit man nicht ins Gewächshaus gehen muss, um Schmetterlinge zu sehen
Wussten Sie, dass der Rückgang der Schmetterlinge eines der am meisten übersehenen, aber wichtigsten Naturschutzprobleme ist? In den letzten Jahren ist die Zahl der Insekten in Europa um bis zu 75% zurückgegangen.
Mythos Nr. 1: Je mehr Bäume, desto besser
Zwischen Wald und Wiese
Für viele von uns ist Wald ein Synonym für Natur. Und ja, lichte Wälder mit verschiedenen Baumarten, Gräsern und Kräutern oder zum Beispiel Streuobstwiesen sind von großer Bedeutung für die Landschaft. Um die biologische Vielfalt zu erhalten müssen aber auch Offenlandflächen wie Wiesen, Trockenrasen, Feuchtgebiete, Heiden oder Sandhügel geschützt werden, die eine große Vielfalt an Insekten und viele anderen Tiere wie Eideschen, Vögel, Igel und Ziesel beherbergen. Diese Gebiete sind heute weltweit stärker bedroht als die tropischen Regenwälder.
Mythos Nr. 2: Der beste Bestäuber ist die Honigbiene
Fleißige Bestäuber
Zu den Bestäubern gehören auch Schmetterlinge, Hummeln, Käfer und Wespen. Die wichtigsten Bestäuber sind jedoch die Schwebefliegen und die Wildbienen. In Mitteleuropa gibt es mehr als 400 Arten von Schwebefliegen und über 500 Arten von Wildbienen. Obwohl sie keinen Honig liefern, können viele von ihnen unter Bedingungen arbeiten, unter denen die Honigbienen nicht erfolgreich wären. Die weit beliebte Honigbiene ist für die Bestäubung von Pflanzen sogar noch weniger wichtig als verschiedene Käferarten. Sie ist jedoch sowohl bekannt als auch auffällig und wird deshalb überschätzt. Ihre Bedeutung ist in erster Linie wirtschaftlicher Natur. Aus Sicht der Erhaltung der biologischen Vielfalt ist eine intensive Bienenzucht unerwünscht, da sie das natürliche Beziehungsnetz zwischen Bestäubern und Pflanzen erheblich stört. Etwa 80% aller Pflanzen sind auf Bestäuber angewiesen. Dies gilt auch für landwirtschaftliche Nutzpflanzen. Ohne Bestäuber wäre ein Drittel der weltweiten Agrarproduktion bedroht.
Mythos Nr. 3: Ich pflanze einen Schmetterlingsflieder und die Schmetterlinge werden glücklich sein.
Pflanzen die leben spenden
Schmetterlinge sind nicht nur auf Blüten angewiesen, die ihnen Nektar spenden, sondern auch auf jene Pflanzen, auf denen sich ihre Raupen entwickeln, sind von entscheidender Bedeutung. Zu diesen Pflanzen gehört der Schmetterlingsflieder nicht. Jede Schmetterlingsart bevorzugt eine andere Futterpflanze – zum Beispiel Thymiane, Kronwicken, Fenchel, Arnika, Hornklee oder Brennnessel. Diese Pflanzen brauchen eine entsprechend gemähte oder beweidete Wiese, damit sie sich gut entwickeln und erreichbar sind.
Mythos Nr. 4: Englischer Rasen ist nicht nützlich, also mähe ich gar nicht.
Mähen oder nicht mähen? Das ist hier die Frage
Ohne regelmäßiges Mähen wird die Wiese nach und nach von hohen, dominanten Gräsern und später von Sträuchern und Bäumen überwuchert. Ohne Mahd verschwinden die niedrigen Kräuter und Gräser langsam und mit ihnen die Schmetterlinge und andere Tiere, die auf sie angewiesen sind. Statt eines eintönigen englischen Rasens sollte man sich jedoch für eine Mosaik-Mähstrategie entscheiden, d.h. nicht alles auf einmal mähen, sondern Schritt für Schritt. Größere Flächen können durch Beweidung gepflegt werden. Schafe und Ziegen zum Beispiel sind gut geeignet, die Vegetation im ökologisch günstigen Zustand zu erhalten, wofür früher die ungeregelte Beweidung sorgte (Wildtiere, Hutweide).
Mythos Nr. 5: Man soll der Natur ihren Lauf nehmen lassen
Wie sollte man in die Natur eingreifen?
Die heutige Landschaft kann nicht ohne menschliche Hilfe auskommen. Sie wird von Sträuchern und Gras überwuchert, Streuobstwiesen verbrachen, und es fehlt an Wildtieren, die das Gelände natürlich erhalten. Es dominieren schattige, artenarme Wälder, oder besser gesagt, Forstplantagen, und die Situation wird durch eine nicht nachhaltige Landwirtschaft noch verschlimmert. Um die biologische Vielfalt zu erhalten, ist es manchmal notwendig Geräte und schwere Maschinen einzusetzen. Darüber hinaus braucht die Natur scheinbar zerstörerische Prozesse wie wilde Flüsse, Lawinen, Windschäden oder sogar Brände, um das Überwuchern von expansiven Pflanzen zu verhindern. Gezielte Eingriffe sind notwendig, um eine gesunde, funktionierende Landschaft wiederherzustellen.
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